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Technische Erläuterungen

 

Vorbereitung

Wir "säubern" die Aufzeichnung zuerst mithilfe verschiedener Filter von Umgebungsgeräuschen. Anschließend werden die Dateien in ein Format konvertiert, das sich zur Bearbeitung mit unserem spektrographischen Analyseprogramm (SpA) eignet.

Das SpA verarbeitet die Sounddatei. Gemäß verschiedener Parameter (Abtastgeschwindigkeit, Frequenzbereich, Frequenzbereiche pro Oktave, Bandbreitenfilter, Zeilen pro Sekunde usw.) entsteht ein Bild. Durch leichte Veränderungen an diesen Parametern lassen sich bestimmte Aspekte betonen, die Ausgabeschärfe wird verbessert und man kann das aus künstlerischer Sicht am besten geeignete Bild auswählen.

In diesem Stadium ergeben sich verschiedene Schwarzweißbilder, wie in den folgenden Beispielen.

 

Howit échantillon1

Beispiel 1: 3D-Grafik
(Geräuschpegel-Frequenz-Zeit)

Échantillon Howit 2

Beispiel 2: 2D-Grafik

HowitS7

Beispiel 3: 3D-Grafik


Die drei vorherigen Beispiele und das folgende zeigen vier verschiedene spektrographische Darstellungen der Aufnahme von Marilyn Monroes berühmtem Satz "Come on now, everything's fine" (aus dem Film "Das verflixte siebte Jahr", Regisseur Billy Wilder, 1955).

Échantillon Howit 3

Beispiel 4: 3D-Grafik

Jeder graue Punkt in diesen Diagrammen entspricht einem präzisen Wert. Die Beispiele 1 und 4 sind dreidimensionale Grafiken von Schallwellen. Die X-Achse (von links nach rechts) entspricht der Zeit. Also befindet sich das erste Wort, das Marilyn Monroe ausspricht, links und das letzte rechts. Die Y-Achse (von unten nach oben) entspricht der Frequenz ihrer Stimme zu einem bestimmten Zeitpunkt und die verschiedenen Grautöne stellen den Geräuschpegel dar.

 

Der winzige graue Punkt an der Spitze des roten Pfeils im Bild hier drüber entspricht dem exakten Geräuschpegel mit einer Frequenz von 3,5 kHz des Buchstabens "v" im Wort "everything" der Aussage von Marilyn Monroe. Vielleicht finden Sie diese Bilder direkt aus dem Spektrographen noch ein wenig langweilig, aber sie enthalten alle Informationen, die wir zur Darstellung Ihrer Aufzeichnung in Formen und Farben benötigen.

Bearbeitung der Grafik

Mithilfe verschiedener Filter und Farben werden die Muster und die Dynamik Ihrer Tonaufzeichnung hervorgehoben. Durch unsere anspruchsvollen Grafikprogramme erschließen sich uns fast unendliche Möglichkeiten bei der künstlerischen Umsetzung. Durch die Definition präziser Filter erzielen wir ein optimales künstlerisches Rendering und behalten dennoch stets die vollkommene Kontrolle über den Inhalt. Theoretisch könnten wir den Vorgang in diesem Stadium noch umkehren und die ursprüngliche Sounddatei Ihrer Aufzeichnung wiederherstellen.

Échantillon Howit 5

Vom Codieren...

Was wir gerade gemacht haben entspricht in gewisser Hinsicht einer Verschlüsselung. Nehmen wir mal an, Sie wollen folgende Nachricht verschlüsseln: "Komm jetzt, alles ist in Ordnung". Dann könnten Sie eine Code-Tabelle verwenden, z.B.: Leerzeichen = 0 rot, C = 3 schwarz; 0 = % grün... e = 5 blau usw.. Das sieht dann etwa so aus:

Échantillon Howit 6

Sicher, das bunte Kauderwelsch oben hat nichts mit Kunst zu tun, es dient ja auch nur dazu, das Prinzip der Codierung veranschaulichen. Aber wenn Sie die gleiche Code-Tabelle umkehren, können Sie die ursprüngliche Nachricht von Marilyn ganz einfach wiederfinden: "Komm jetzt, alles ist in Ordnung."

... zur Kunst

Es sieht fast so aus als wäre die Vorbereitungsphase mit Filterung, Konvertierung, Substitutionen, Codierung usw. vorprogrammiert und ausschließlich vom Computer gesteuert. Das stimmt jedoch nicht, denn der Computer ist hier nur ein Werkzeug und der Maler hat die eigentliche Kontrolle und trifft ständig ganz persönliche Entscheidungen: wie und was wird geändert, was deformiert oder fusioniert, welche Farbtöne werden verwendet, was wird hinzufügtn oder gelöscht, welche Teile werden hervorgehoben oder verborgen...

Danach wird der Maler die Computer-Grafik auf die Leinwand übertragen und ihr so Leben einhauchen. Schon rein technisch ist es nicht einfach, die unscheinbaren Details und Nuancen dieser Computer-Bilder zu übertragen, das erfordert viel künstlerische Erfahrung. Dazu kommt die Persönlichkeit des Malers, seine Wahl der Werkzeuge, der Farben und viele der gewohnten Techniken. Wie auch in der klassischen Malerei, drückt der Künstler hier gewollt und ungewollt Visionen und Gefühle aus.

Wenn wir die menschliche Stimme auf diese Weise auf eine Leinwand übertragen, kann man es durchaus mit der traditionellen Porträtmalerei vergleichen. Der Computer ist hier nur ein Instrument. Diese Instrument ist notwendig, um normalerweise unsichtbare Eigenschaften - Schallwellen nämlich - sichtbar zu machen. Und das aus der ganz subjektiven Sicht des Malers.

Insofern handelt es sich um Portraits der menschlichen Stimme.

Für weitere Erklärungen des Künstlers (in englisch) klicken Sie bitte auf Interview.